Die Alpen blühen

Veröffentlicht von Pircher Christina am

Geschichte über die Alpen im Jahre 2100

Irgendetwas ist in der Luft, was mich beunruhigt. Zuerst versuche ich zu meditieren, doch ich finde keine Ruhe.

„Geh schlafen,“ vernehme ich die Stimme meines Geistführers.

„Es ist zu früh, ich habe noch einiges zu erledigen,“ erwidere ich mit einem ungehaltenen Ton.

„Geh schlafen,“ fordert er mich erneut auf. „Du weißt, es ist wichtig, dein Schlaf.“

Ich winde mich und setze mich an meinem Computer, um ein bisschen zu arbeiten. Die Konzentration ist gleich null und es überfällt mich eine Müdigkeit, dass ich endlich meinem Geistführer gehorche und mich zu Bette begebe.

Kaum habe ich mich ausgestreckt, falle ich in einen tiefen Schlaf.

Hoch oben auf den Gipfeln stehen sie und schauen hinunter ins Tal. Vor ihnen breitet sich ein Meer aus. Die hohen Gipfel ragen wie Inseln aus dem Gewässer hervor. Wo früher eine blühende Landschaft war, ist nur Wasser. Sie erinnern sich daran, wie sie dort unten gearbeitet, wie sie die Felder bestellt haben und dann kam die Flut. Eine Jahrtausendflut. Schon längere Zeit wurde darauf hingewiesen, dass der Meeresspiegel steigt, doch niemand war in der Lage, es sich vorzustellen, dass so eine Naturkatastrophe wirklich eintreten würde. Es sind nur einige hier oben, was mit den anderen Bewohnern geschehen ist, wagt keiner zu sagen.

Mein Traum ändert sich und ich stehe alleine auf einem Berggipfel. Niemand sonst ist in meiner Nähe zu sehen. Regen fällt vom Himmel und ich stehe dort, der Wind zerrt an meinen Kleidern. Eiskalt klatschen sie an meinen Körper. Mir ist kalt und versuche mich mit den Armen, die ich um diesen geschlungen habe, zu wärmen. Vor mir hat sich eine Regenwand aufgebaut und meine Sicht beträgt nur einige Meter. Der Wind heult und mir kommt vor, ich höre Stimmen. Sie rufen mich.

Da öffnet sich die Wand und ein Gefährt schießt auf mich zu. Vor Schreck vergesse ich, mich zu bücken. Es kommt auf mich zugerast, doch kurz bevor es mich erreicht, schießt es über mich hinaus und ist verschwunden. Wie sich vorher die Wand geöffnet hat, so schließt sie sich auf der anderen Seite. Ich stehe hier und kann es kaum glauben, noch am Leben zu sein.

Der Wind lässt nach, jedoch der Regen fällt unaufhaltsam auf mich hernieder. Wohin soll ich mich wenden? Wo bin ich überhaupt? Ich versuche zu rufen, doch meine Stimme versagt mir. Da öffnet sich die Nebelwand wieder, und dieses Gefährt kommt langsam auf mich zu. Es hält direkt vor mir. Ein Mann entsteigt diesem und kommt auf mich zu.

„Sei gegrüßt, du Berggeist“, spricht er mich an.

Meint er mich? Ich zeige auf mich, denn die Stimme gehorcht mir immer noch nicht.

„Ja, du bist ein Berggeist. Du stehst hier, weil ich dir einen Blick in die Zukunft der Alpen gewähre. Darf ich mich vorstellen, ich bin Antares, der Höchste Wächter der Sieben Heiligen Berge und Beschützer der Menschenerde.“

Mit großen Augen schaue ich ihn an. Noch nie habe ich von ihm gehört. Und ich, ich soll ein Berggeist sein? Ich bin doch ein Mensch und kein Naturwesen.

„Ich glaube, du irrst dich, ich bin ein Mensch und gerade ist meine Welt untergegangen.“ Mir steigen die Tränen in die Augen. Es scheint, als hätte ich alles verloren, was mir wichtig ist.

„Na, na, na, beruhige dich, es sieht schlimmer aus, wie es in Wirklichkeit ist.“

Ungläubig schaue ich ihn an. „Was deutest du da an? Es entspringt alles nur meiner Fantasie, dass das ganze Land ein einziges Meer ist und die hohen Bergspitzen schauen wie Inseln aus dem Wasser hervor?“ schreie ich ihn an.

„Beruhige dich.“

Er macht einen Schritt auf mich zu und ich weiche zurück. Dabei stolpere ich über einen Stein und falle auf den Rücken. Dort bleibe ich liegen und schaue mit schreckgeweiteten Augen auf dieses riesige Wesen. Doch dieses lässt sich nicht beirren und kniet sich sofort neben mich hin.

„Hast du dir weh getan! Ich wollte dich trösten. Glaube mir, alles ist in Ordnung,“ erklärt er eindringlich.

Er streckt mir die Hand hin und ich lasse mir beim Aufstehen behilflich sein. Ich klopfe die Erde von meinen nassen Kleidern.

„Komm erst mal mit in mein Gefährt, dort kannst du dich umziehen und aufwärmen.“

Nur widerwillig folge ich ihm dorthin. Aber es bleibt mir gar keine andere Wahl, weil ich ja keine Ahnung habe, wo ich bin.

Er geht voran, drückt auf einen roten Knopf und die Tür zu diesem Gefährt öffnet sich. Sofort umgibt mich eine wohlige Wärme. Ich höre auf zu zittern.

„Da vorne ist ein Badezimmer. Meine Fee wird dir gleich andere Wäsche bringen.“

Damit wendet er sich von mir ab und verschwindet in den Tiefen dieses ungewöhnlichen Fahrzeug. Ich gehe über einen langen Gang, so erscheint es mir jedenfalls und erreiche ein riesiges Badezimmer. Eine Badewanne ist in den Boden eingelassen. Ich entledige mich meiner nassen Kleider und springe in das mit Wasser gefüllte Becken. Ach ist das schön.

Irgendwas ist hier komisch, denke ich mir. Das Gefährt war doch klein, wie kann es sein, dass ich in einer so großen Wanne liege? Wurde ich etwa entführt? Egal, ich bin gerettet, sagt da eine Stimme in mir.

So bleibe ich liegen, bis meine Füße und Hände fast Schwimmhäute bekommen. Ich entsteige der Wanne und trockne mich ab. In der Zwischenzeit hat mir jemand frische Kleider hingelegt. Ich schaue sie an und denke mir, die sind aber altmodisch. Das wurde bei uns vor vielen Jahren getragen. Jedoch nackt kann ich das Badezimmer wohl kaum verlassen, denn meine sind verschwunden.

Es klopft an die Tür: „Alles in Ordnung bei dir?“ vernehme ich die Stimme von Antares.

„Ja, danke. Bestens,“ gebe ich ihm Antwort. „Bin gleich fertig.“

Schnell kleide ich mich an und verlasse das Badezimmer. Der Gang ist verschwunden und ich stehe in einem großen hohen Raum.

„Wo bin ich jetzt?“

Hinter mir steht Antares und ich wende mich zu ihm um.

„Du bist bei mir zu Hause. Du interessierst dich dafür, wie die Alpen im Jahre 2100 aussehen.“

„Woher weißt du das? Ja, ich schreibe eine Geschichte darüber und nehme an diesem Schreibwettbewerb „2100 – Schreiben Sie aus der alpinen Zukunft“ teil. Mein Ziel ist es zu gewinnen.“

Er nimmt mich an die Hand und führt mich zu einem Globus, der mitten in diesem Raum steht. Überall leuchten und blinken Lichter auf.

„Was hat das zu bedeuten?“ frage ich.

„Die Lichter, die du siehst, sind Menschen, deren Herzen bereits der Liebe folgen. Sie befinden sich bereits in einer höheren Dimension.“

Ich blinzle kurz und schaue Antares an: „Wie meinst du das, die Lichter sind in einer anderen Dimension?“

„Sie leben in einer neuen Welt.“

„Gibt es das wirklich, eine neue Welt. Ist das so wie bei Atlantis?“

„Ja, nur dieses Mal betrifft es die gesamte Menschenerde.“

Erstaunt schaue ich auf den Globus, denn ich sehe noch die Welt, wie ich sie kenne. Er nimmt einen Stock zur Hand und zeigt auf einen Punkt auf der Erde: „Das ist der Alpenhauptkamm. Dort wohnst du ja, oder?“

„Ja, dort wohne ich. Ein wunderschönes Land,“ schwärme ich von meiner Heimat.

„Zuerst zeige ich dir 2020 und was in der Zwischenzeit bis heute geschehen ist.“

In dem Moment steigt aus dem Boden eine Leinwand herauf und ein Film wird abgespielt. Ich sehe mich in meinem Heimatdorf. Es ist wie ausgestorben. Nur wenige Menschen sind unterwegs.

„Warum sind da keine Menschen mehr,“ frage ich ihn. „Wie du weißt, leben wir vom Tourismus, und das schon seid Generationen.“

„Ja, ich weis. Doch dieses Jahr ist alles anders. Ein Virus hat die Wirtschaft fast zum Erliegen gebracht. Manche sind verzweifelt, denn sie sind überzeugt, dass sich die wirtschaftliche Lage verschlimmern wird. Andere wiederum sehen eine Chance, sich zu entschleunigen und ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Manche laufen wie ferngesteuert durch die Gegend. Sie sind so gefangen in ihren Ängsten, dass sich ihre Gedanken nur mehr um den Weltuntergang drehen,“ antwortet er. „Schau genau hin. Vor achtzig Jahren schien es, als ob die Erde sich bald auflösen würde. Ihr spracht nur vom Klimawandel und Erderwärmung. Eine Naturkatastrophe jagte die andere. War es zuerst ein Jahrhundertsturm, der die Wälder zerstörte, so war es das nächste Mal ein Gewitter, das Murenabgänge verursachte, die sich durch die Dörfer wälzten und Gebäude zerstörten. Selten kam ein Mensch zu Schaden.“

In dem Moment sehe ich, wie sich die gedachten Energien verbinden und als Nebel auftürmen, höher wie die Berge. Diese verdunkeln sich und sind unter diesen Smog verschwunden.

„Ist der Film gerissen, alles ist schwarz?“, frage ich ihn.

„Nein, wie du weißt, erschafft ihr mit euren Gedanken die Welt. Ihr seid Schöpfer. Du siehst, welche Macht Gedanken haben.“

Er zeigt auf die Leinwand und bittet mich: „Schau genau hin, der Film geht gleich weiter.“

Da sehe ich, wie sich Erdwesen bemühen, die Erde von dem ganzen Ballast zu befreien. Besonders in meiner Heimat. Das Land wurde zugebaut bis hoch in den Bergen. Die Erde hat keine Chance mehr, zu atmen. Die Menschen haben die Sprache der Erde vergessen und hören ihr nicht mehr zu. So geschieht es, dass sich Müll ansammelt: emotionaler Müll, Müllberge von überflüssigen Sachen, die der Mensch glaubt haben zu müssen, die in den Bergen vergraben werden. Tunnels bauen durch die Berge ohne Rücksicht auf die Wesen, die dort wohnen. Abgase und Staubpartikel verschmutzen die Luft. Dauernd bilden sich Schleier und legen sich um die Berge. Die Erde sieht nur mehr eine Möglichkeit. Sie verursacht Lawinenabgänge, lässt Berge einstürzten, Gletscher gehen zurück. Man spricht vom Klimawandel, Erwärmung der Erdoberfläche, Umweltverschmutzung. Es geht ein Aufschrei durch die Menschheit, jedoch niemand will etwas ändern. Urlaub in den Bergen, die Gipfel müssen erschlossen sein, kaum Raum für ruhige Wanderungen. Ein Schigebiet nach dem anderen wird zusammengeschlossen. Der freie Raum ist begrenzt. So geht der Film weiter und er zeigt mir die Entwicklung auf.

Antares schaut mich an, wie ich diese Informationen verarbeite. „Jedes Mal, wenn die Menschen glauben, sie haben die Macht über die Erde, rüttelte diese sich und befreite sich von all dem Ballast.“

„Genau, das sind meine Gedanken zu diesen Ereignissen,“ antworte ich ihm.

„Seit langer Zeit bereiten wir uns darauf vor, die Erde in eine andere Dimension zu führen,“ fährt er fort.

„Wer ist wir?“ frage ich nach.

„Die sieben Universen weit draußen im Weltall. Hier leben verschiedene Völker, die auf der Erde verschwunden sind. Sie zeigen sich nur den Menschen, die mit dem Herzen sehen. Du gehörst dazu. Du siehst uns, deshalb bist du hier.“

Er lächelt mich an, als ob er mich schon lange kennen würde.

„Ich habe geträumt, wie Länder verschwinden und wie sich neue Berge bilden, die Weltkarte änderte sich drastisch,“ erzähle ich, beim Anblick der Welt in den zwanziger Jahren.

„Ja, es ändern sich,“ bekomme ich von ihm die Antwort. „Wir sind auf einer Zeitlinie, wo deine Welt, wie du sie kennst, sich mit der Welt, die entstehen wird, überschneidet. Der Virus ist das Zeichen, dass sich die Zeitlinie überschneidet. Die, die weiterleben wollen, durchschreiten die Tore und finden sich in der neue Welt wieder. Die anderen bleiben dort und erleben eine andere Geschichte. Deshalb sei nicht traurig, du bist in Sicherheit, denn du hast dich entschieden, in die nächste Dimension aufzusteigen.“

„Schau dir deine Welt jetzt an,“ fordert er mich auf.

Noch bin ich gefangen, in dem, was ich gesehen habe und traue mich kaum meine Augen von dieser zerstörten Welt zu lösen. „Schau hin, traue dich, die andere Welt hat sich schon entfernt. Befreie dich!“ höre ich Antares eindringlich neben mir sagen.

Starr schaue ich auf die mir bekannte Welt und zu viele Fragen schießen mir durch den Kopf:

„Was ist mit meiner Familie, wo sind meine Freunde? Sehe ich die wieder oder lebe ich hier alleine, in dieser neuen Welt?“

Da fängt Antras herzlich an zum Lachen: „Kapierst du nicht, alle, die sich entscheiden den Weg zu gehen, den du gegangen bist, stehen dir weiterhin zur Seite.“

Nun bin ich etwas verwirrt. „Du meinst, ich sehe meine Kinder und Enkelkinder, meine beste Freundin und meine Freunde, sie sind da?“

„Ja, sie sind da, sie haben sich entschieden mit dir zu gehen. Meine Erdengel sind dabei, alle Wesen in diese Dimension zu begleiten.“

„Befinde ich mich im Jahre 2100? Wie ist es möglich, dass die anderen hier sind. Die sind doch jünger als ich, und ich wäre schon über hundert Jahre alt.“

„Es gibt keine Zeit und es gibt kein Alter, es zählt nur der Augenblick.“

„Die Welt hat sich mit Panqua verbunden und ich befinde mich im goldenen Zeitalter?“ Dieses Frage kann ich nicht zurückhalten.

„Ja, genau, so wie du es damals, im Jahre 2020 geschrieben hast, ist es eingetreten.“ Erstaunt schaue ich ihn an. „Funktioniert so die Schöpferkraft?“ stelle ich ihm die Frage. „Ja genau so,“ ist die Antwort.

Und dann geschieht ein Wunder. Der Nebel wird abgesaugt und die Sicht wird frei, auf eine wunderschöne Landschaft. Nun wende ich doch meinen Blick hin zur neuen Erde. Während des Gespräches hat sich vor mir alles geändert. Ich sehe den Alpenhauptkamm, die Gletscher sind vorhanden. Die Schigebiete sind verschwunden. Keine Tunnels durchlöchern die Berge. Keine Autos sind auf den Straßen.

„Ich sehe ja keine Autos mehr? Wo sind die geblieben?“, frage ich erstaunt nach.

„Doch, es gibt Autos, nur werden sie anders genannt. Es sind, wie ihr früher gesagt habt, fliegende Untertassen. Diese schweben durch die Luft und werden von den eigenen Gedanken gesteuert. Sie sind aus Energie zusammengebaut, benötigen keine Bodenschätze und erzeugen keine Luftverschmutzung,“ antwortet er. Beim genauen Hinsehen erspähe ich sogar einige von diesen Gefährten.

„Du bist sicher neugierig, wie sich deine Heimat entwickelt hat,“ sagt Antares zu mir.

„Ja, das bin ich,“ antworte ich ehrfürchtig.

Die andere Leinwand versinkt und dafür tritt ein neue aus dem Boden.

„Darf ich mich hinsetzen, ich will diese Neuheit in mich aufnehmen?“ frage ich Antares.

„Mach es dir bequem,“ lacht er und setzt sich direkt neben mich.

Der Film fängt an. Sofort wird mir klar, in diesem Film spiele ich die Hauptrolle.

Der erste Blick führt auf einen Berggipfel. Dort steht ein Haus, das sich elegant an den Bergkamm schmiegt. Davor stehe ich und schaue weit ins Tal hinein. Eine leichte Brise ist aufgekommen und meine Haare wiegen sich darin. Die Berge zeigen sich majestätisch und strahlen von innen heraus.

Überall sehe ich Wesen, die bei der Arbeit sind. Sie sind dabei, aus den Bibliotheken das Wissen für diese Zeit zu holen.

„Warum sind hier Bibliotheken und warum sind die Berge so durchscheinend? Ist Panqua und die Erde verbunden?“, frage ich.

„Es ist genauso geschehen, wie du es vor Jahren geschrieben hast. Das habe ich dir bereits erklärt,“ belehrt mich Antares liebevoll.

Ich kann es sehen. Die Berge sind bunt. Sie leuchten in den Farben der Sieben Heiligen Berge in Panqua. Der Berg der Liebe ist rosa und hellgrün. Der Friedensberg ist golden. Der Berg der Weisen strahlt in seiner helllila Farbe und der Berg der fraulichen Intuition hat sich in eine rote Farbe gehüllt. Der Berg der göttlichen Macht zeigt sich in seinem hellsten Blau. Besonders fällt mir der Berg der Tiere auf, der sich mit seinem satten Grün an meinem Berg anlehnt. Und mein Berg hat die Farbe von einem graublauen Ton.

„Ich befinde mich in deinem Berg, hoch oben in der Spitze? Stimmt das? Wie oft habe ich mir gewünscht, einmal den Berg des höchsten Wächters der sieben heiligen Berge zu sehen. Und jetzt wohne ich hier.“

Antares legt seinen Arm um mich und zieht mich an sich heran.

„Schau weiter, was sich alles geändert hat,“ fordert er mich liebevoll auf.

So richte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Leinwand.

Die Kamera fährt über die Alpen. Sie zeigen sich von ihrer schönsten Seite. Auf den höchsten Gipfel sind die Gletscher sichtbar, man sieht, wie das Wasser kristallklar zu Tale stürzt. Die Almen sind frei von Aufstiegsanlagen und Seilbahnen. Dort sehe ich die Kühe weiden, Schafe wandern von einer Weide zur nächsten und die Ziegen halten sich am liebsten im felsigen Gelände auf. Tiere, die in den Alpen leben, haben ihren Lebensraum zurückerobert.

Auf den Almen werden die Wiesen gemäht, damit die Tiere im Tal im Winter Futter haben. Genauso wird damit verhindern, dass sich zu viele Lawinen lösen und mit ihrer zerstörerischen Macht den Berg hinunter schießen. Es ist Ruhe eingekehrt auf den Bergen. Nur vereinzelt halten sich Menschen dort auf. Sie kommen nur her, um sich Wissen anzueignen und in die Welt hinauszutragen.

Die vier Jahreszeiten haben sich eingependelt. Im Winter fällt Schnee, der Frühling lässt das Land erblühen, der Sommer gibt Zeit zum Sammeln und im Herbst wird Vorrat für den Winter angelegt.

„Ich sehe keine Tunnels mehr,“ wende ich mich an Antares. „Sind die verschwunden? Was geschah mit denen. Und die Autobahnen, was habt ihr damit angestellt?“

„Die Tunnels schlossen sich entweder alleine oder Wesen haben sich dort ihre Wohnungen eingerichtet. Autobahnen brauchen wir keine mehr. Der Asphalt wurde verarbeitet und mit der Erde vermischt. Beton wurde zermalmt und das Eisen eingeschmolzen. Wo früher Straßen waren, befinden sich heute natürliche Weg. Sind zwar ab und zu staubig, aber für die Wirbelsäule ist es besser. Das federt so schön ab. Und heute, ja heute gehören die Alpen den Wesen, die dort immer gelebt, gewohnt und gewirkt haben.“

An ihn gekuschelt schaue ich weiter. Am Alpenhauptkamm haben sich die Wesen aus den sieben Universen niedergelassen. Wie es früher war, gibt es die Verbindung von der Erde dorthin. Angeordnet so, wie sie sich weit draußen im Weltall aufgestellt haben. Überall zeigen sich die Naturwesen, sei es Zwerge, Feen, Elfen, Devas, Engel, Berggeister und Wassergeister. Sie unterstützen die Menschen, wie es bereits vor langer Zeit geschehen ist. Begegnungen schaffen Miteinander ist hier die Devise.

Mein Augenmerk wende ich dem Volk zu, das in den Alpen lebt. Früher hat man von engstirnigen Menschen gesprochen, doch sie sind frei. Ihr Horizont hat sich erweitert. Sie haben in den letzten Jahren aus den Bibliotheken der sieben Universen das Wissen erhalten, wie sie ihr Leben selbstbestimmt leben können. Sie gehen ihrer Berufung nach. Neue Berufsbilder entwickeln sich. Die Technik ist auf ihren höchsten Stand, doch dazu werden keine Bodenschätze mehr benötigt. Die Kommunikation wird von Herz zu Herz geführt. Es gibt keine Geheimnisse mehr, die Wahrheit lebt, keine Begrenzungen und kein Eingesperrtsein in seiner Gedankenwelt. Telefon ist überflüssig, denn sie sind miteinander verbunden. Endlich sind die Liebe und der Frieden angekommen. Sie sind füreinander da und leben ein Miteinander.

Es ist geschafft und der Übergang von einem Zeitalter ins nächste ist vollbracht. Die Alpen erblühen in ihrer Schönheit und von dort aus breitet sich die Liebe und Frieden über die ganze Welt aus. Meine Mission ist erfüllt.

Ich erwache aus meinem Traum und liege in meinem Bett. Was war das denn und wo bin ich? Ich mache den Lichtschalter an und befinde mich im Jahre 2020. Sofort stehe ich auf und beginn das Geträumte aufzuschreiben.

Kategorien: Geschichten

Pircher Christina

Mein Name ist Christina Pircher. Das Schreiben begeistert mich. Zuerst waren es Mundartgedichte, dann das erste Buch. Mit Stolz habe ich dieses Buch beworben, war auf der Buchmesse in Frankfurt und Wien, habe Lesungen in Bibliotheken gehalten. Und nun habe ich eine neue Herausforderung: Meinen erste Roman.

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